Samstag, 16. April 2011

Schnäppchenjagt um jeden f*cking Preis

Heute ist Samstag, kein richtiger Werktag aber auch noch kein komplettes Wochenende. Typisch Samstag ist, dass ein ganzer Pack an Prospekten ins Haus segelt. Aldi, Netto, Lidl, Marktkauf, Möbelhäuser aller Art, E-Center und so weiter. Logischerweise preisen diese Blätter die Produkte in ihrem Geschäft zu den günstigsten Preisen an. Schnäppchen, Schlussverkauf, Sonderpreis, Reduzierte Ware, das sind die Stichworte, welche uns suggerieren sollen, dass wir, wenn wir jetzt nicht sofort kaufen würde, Geld verlieren.

Geld verlieren, wenn ich etwas nicht kaufe? Prospekte rechnen mir vor, was ich spare wenn ich das "Produkt Nr.1"  kaufe, obwohl ich es vielleicht gar nicht brauche. Woher sollte das Prospekt wissen, welche Anschaffungen meinem Haushalt gerade anstehen. Es soll tatsächlich Konsumenten geben, welche daraufhin einkaufen gehen. Sind die Menschen für ihren eigenen Bedarf blind geworden und Schnäppchenprospekte sind ihre einzigst lesbare Blindenschrift?

Hatten wir nicht erst eine Lektion in "wir wollen immer nur das, was uns am Wenigsten kostet aber am meisten einbringt"? Stichwort: Weltfinanzkrise? Alles schon wieder vergessen, Schnee von gestern? Weggeschmolzen und in der Erde / Kanalisation verschwunden? Alle sind wieder froh, dass das Geld anscheinend wieder da ist. Wir sonnen uns im Schein des Mammon, welcher nach dem Finanzkrisenschnee von gestern den Frühling einläutet. Denkt keiner dran, dass nach dem Winter, vor dem Winter ist? Die nächste Krise wartet.

Warum hat es 2(!) Weltkriege gegeben und das knapp hintereinander? Hätte es der Mensch nicht schon aus dem Ersten lernen müssen, dass das ganze Unsinn ist? Brauchen wir eine zweite Krise um es zu checken? Und steht nach der zweite Krise dann auch der kalte Finanzkrieg an, welcher die Welt mal wieder nahe an den Untergang bringen wird?

In unseren heutigen Zeit haben die Worte: Sparen, Kosten-Nutzen-Effizienz, Wachstum ein gutes Image. Selbst in meiner Ausbildung zu einem Beruf im Gesundheitswesen, ein Beruf in welchem es eigentlich nicht ums Geld gehen sollte, mussten wir betriebswirtschaftliche Lehren wie Kosten-Nutzen-Rechnung lernen. Themen wie Effektivität und Effizienz spielen eine viel zu große Rolle wenn es um das gesundheitliche Wohl der Menschen steht. Uns wurde vermittelt, dass selbst im Sektor Gesundheit ohne Moos nicht los sei. Traurig für einen Staat welcher sich "freiheitlich-demokratischer und sozialer Rechtsstaat" nennt.

Die Leitgedanken der Gesellschaft sind Leistung, Wachstum und Gewinn. Kapitalismus wird zur Religion. Aber ist es wirklich erstrebenswert bis ins Unermesslich zu wachsen? Kann man immer nur gewinnen und dadurch wachsen? Pflanzen wachsen nur so viel, wie es an Platz und Ressourcen gibt. Manche Pflanze steht auf sandigem Boden und wird deshalb nicht so groß, eine andere auf sehr fruchtbarem Boden wird doppelt so groß. Und nun kommt der entscheidende Unterschied. Die kleine Pflanze ist zufrieden damit. Sie arbeitet effizient, also im Maß für ein Ergebnis unter Berücksichtigung der eingesetzten Mittel. Wenn der Mensch jedoch effizient sein will, muss die kleine Pflanze genau so groß sein, wie die, welche im fruchtbaren Boden steht. Was ist das? Wie heißt dieses Phänomen? Das ist der Neid und die Habgier. Die zwei schlimmsten Geschwüre, seit Anbeginn der Menschheit.

Wer Kinder hat, liest ihnen bestimmt Märchen vor. Denn sie sind unterhaltend und vermitteln Werte, welche man seinen Kindern gerne vermitteln möchte. Gern wird das Märchen "Die Sterntaler" für so einen Zweck hergenommen. In Kurzform: Ein armes Waisenkind, das außer einem Stück Brot nichts besitzt, geht in die Welt hinaus. Unterwegs verschenkt es sein Brot, dann seine Mütze, sein Leibchen, sein Röckchen und schließlich auch sein Hemdchen an andere Bedürftige. Da fallen die Sterne als Silbertaler vom Nachthimmel, und es hat ein neues, feines Leinenhemdchen an, in das es sie aufsammelt. Das Märchen soll vermitteln, dass man Selbstlos und Nächstenliebend handeln soll, auch wenn sich kein eigener Vorteil daraus ergibt.

Welcher Vater oder welche Mutter hält sich dran, wenn er/sie erbitternd um jeden müden Cent handelt.  Wenn er/sie mehrere Prospekte durchforstet um den günstigsten Preis für ein Produkt zu finden. Da sind 5 Cent entscheidend. Wo kriege ich nebenbei noch mehr Payback-Punkte als beim Konkurrenten und kann mir somit wieder neue Schnäppchen aus dem Payback-Katalog aussuchen? Haben die Eltern nicht auch mal die Geschichte zu hören bekommen? Sie erwarten doch, dass ihre Kinder etwas aus dem Märchen lernen. Hoffentlich mehr als sie.

Unser Wohlstand beruht auf der Armut der Anderen. Woher kommen den die Angebote, die billigen Waren, welche uns so Gut & Günstig erscheinen? Ist uns Qualität aus der Heimat noch etwas Wert? Bauernladen oder Aldi? Bäcker aus dem Ort oder Aufbackbrötchen? Ein bewussteres Kaufverhalten ändert in meinen Augen schon viel. Der Markt muss irgendwann reagieren, wenn er auf seinen Waren plötzlich sitzen bleibt. Nachfrage regelt das Angebot, hieß es mal, nicht andersherum! Wälzen wir noch jeden Samstag die Schnäppchenblätter durch auf der Suche nach "Sparmöglichkeiten"?

Geld wächst nicht, wenn man es in einem Topf vergräbt und regelmäßig gießt. Geld kann man nicht essen. Geld kann man nicht anziehen. In Geld kann man nicht wohnen. Warum horten wir es dann? Wozu legen wir Geld an? >> Wenn wir ein Haus als Altersvorsoge bauen und es kommt eine neue Krise. Dann haben wir unser Haus. Kein Geld, kein Essen, nichts zum Anziehen. Das Haus ist nichts Wert, weil alle anderen auch kein Geld haben. Kannst du dein Haus essen? Es liegt an uns allen, dass wir gegenlenken. Mit Schimpferein auf die Politik ist es nicht getan. Lieber sollte jeder mal Hinterfragen, für was er Geld ausgibt und was er davon hat. Ein bewussteres Leben in allen Facetten.

Ich gehe in Zukunft zum Metzger meines Vertrauens, zum Bäcker meines Vertrauens und zahle in Zukunft auch den Preis, was die Ware wert ist. Ich kaufe, wenn ich etwas brauche, nicht weil es billig ist und dann ein Staubfänger. Ich gebe mein Geld aus, denn dafür ist es geschaffen worden.

Lasst den Revoluzzer aus euch heraus! Lasst euch nicht vom Kapitalismus untertan machen!


servas & by niesreiz (original written by niesreiz)
Alle von mir geschriebenen Texte sind frei von copyright!   

1 Kommentar:

  1. Hallo, ein sehr intressanter Post wie ich finde. Aber ich bin der Meinung das jeder sein Leben soll wie er kann. Der eine kann sich etwas besseres leisten weil er das Geld dafür hat und der andere geht ebend nach den billig Discountern weil er es sich ebend nicht leisten kann. An diesen Beispiel sieht man schon wie unser Konsum ist. Die Schere zwischen Arm und Reich ist schon größer geworden.

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